Leise geboren

Wir frühstücken in unserem Lieblings-Café. Meine beste Freundin ist gerade nachgekommen und wurde erstmal gar nicht beachtet. Er ist vollkommen in das Verspeisen seiner Waffel vertieft. Es ist eine belgische Waffel und er trennt Quadrat für Quadrat ab, stopft sich die Stücke in den Mund, etwas Obst hinterher und schon kommt das nächste Stück.
Erst als ich ihn darauf aufmerksam mache, stellt er fest, daß ausser uns beiden noch jemand anwesend ist.
"Gffuten Morfffen. Er kaut, schluckt, grinst verlegen. Meine beste Freundin S. mag er ganz besonders gerne. Manchmal fällt ihm länger nicht auf, daß er sie nicht gesehen hat, aber dann kommt die besorgte Frage: "Ist S. noch unsere Freundin?". Mein Ja wird mit einem erleichterten Blick kommentiert.

Er versucht sich an einem Frühstücksgespräch, so wie man das unter Erwachsenen und fast Erwachsenen, wie er es ist, macht.

"Weißt Du S. ich dusche immer kalt! Weil ich so cool bin."
"Aha"
"Aaaaaabeeeeer, ich bin ja in der Pubertät, hm!"
"Aha"
"Na, da schwitzt man doch mehr und da dusche ich immer nochmal lauwarm, wenn es draussen so heiß ist."

S. und ich grinsen in uns hinein. Ich liebe diese Momente.

"Puuuuuuuh, meine Güte, wann hast Du denn letzte mal die Kleidung gewechselt?"
Er: ????
"Zeig mal Deine Reisetasche her!"

Wir finden eine Tasche voller, frisch gewaschener Kleidung vor.

"Wann warst Du das letzte mal unter der Dusche?"
Er: ????

"Du stinkst wie ein Iltis, warum gehst Du nicht duschen?"
Er: "Ich komme halt in die Pubertät!"

Er wurde natürlich gleich unter die Dusche geschickt. Ich frage mich aber bis heute, wie die Erzieher im Internat es mit zehn von dieser Sorte eine ganze Woche aushalten, ohne selbiges zu tun.

Ein Gespräch mit mit meiner Mutter...
Er: "Oma, man kann doch jetzt auch klonen...also Tiere und so genauso wieder machen wie sie schonmal da sind ?!"
Oma: "Joa, das ist aber nicht ganz so einfach"
Er: "Ja, bei Menschen geht das ja noch gar nicht. Das ist schade."
Oma: "Wieso denn? Würdest Du gerne jemanden klonen?"
Er: "Ja, wenn man mich klonen könnte. Das wäre echt gut. Dann könnte ich der Oma2 meinen Klon geben, damit die endlich Ruhe gibt".

Er hat jetzt einen FM-Transmitter für seine Hörgeräte...wir testen schon den ganzen Tag. Er kann endlich telefonieren und hört uns, wenn wir mit ihm übers Handy sprechen. Er kann uns noch hören, wenn er im Wohnzimmer sitzt und wir auf dem Balkon. Er kann uns hören, wenn er mal zur Toilette geht und am coolsten findet er, daß er auch dann noch seine Lieblingssendung verfolgen könnte. Das ist natürlich am wichtigsten.

Abends sind wir in der Sternwarte. Der FM-Transmitter muss mit, wir testen weiter und hoffen gleichzeitig, daß er ihn auch verschrieben bekommt. Die Anschaffungskosten können wir uns so kaum leisten.
"Guten Tag, ich trage Hörgeräte. Damit ich sie auch da hinten noch hören kann (zeigt auf mich und und meine beste Freundin) müssen sie einfach in dieses Gerät sprechen (zeigt darauf und drückt es ihm in die Hand). Sie können es auch in die Tasche stecken, wenn es sie stört."
In der letzten Reihe sitze ich, die vor Stolz platzende Mutter. Wir werden uns gleich einen Vortrag über "Das Dunkle im Unversium" anhören und er wird alles hören können.